Pierrot und der Esel

[207] Nach Albert Giraud


Verträumt in seine Wunderwelt der Thoren,

wähnt sich Pierrot in tiefen Wald vertrieben,

verlassen und verfehmt von seinen Lieben,

auf ewig in die Einsamkeit verloren.


Zu Hass und Leiden glaubt er sich geboren,

der Freunde Schwarm sah er wie Spreu zerstieben:

einzig sein Esel ist ihm treu geblieben

und schlägt den Verstact mit den langen Ohren.


Und wie das Thier auf seine weissen Glieder

die Augen richtet, diese dummen Augen

voll soviel müder, seelenreiner Güte –


da taucht sein Herz in diese Augen nieder:

voll Demuth will er aus den Tiefen saugen

zornloses Glück und Frieden dem Gemüthe.

Quelle:
Otto Erich Hartleben: Meine Verse. Berlin 1905, S. 207-208.
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