[683] KNIPPELDOLLINGER ruft ins Fenster. Guten Morgen, Patchen!
AGNES. Guten Morgen, Herr Gevatter!
THEOBALD. Ist der alte Geck auch schon da?
KNIPPELDOLLINGER. Ich habe von Euch geträumt!
AGNES. Danke der Ehre.
THEOBALD. Von deinem Begräbnis hättst träumen sollen! Das hätt sich besser geschickt.
KNIPPELDOLLINGER. Kirschen gab ich Euch, von den großen, fremden, die ich an der Mauer aufziehe!
AGNES. Sind die schon so weit?
KNIPPELDOLLINGER. O ja, es kommt heut abend ein Korb voll davon aufs Tanzhaus!
THEOBALD. Da werden sie gut bezahlt!
KNIPPELDOLLINGER. Und während Ihr sie verzehrtet, führte ich Euch spazieren!
THEOBALD laut. Auf den Kirchhof, ja wohl, ich war mit dabei!
KNIPPELDOLLINGER. Spaßvogel, ist Er auch da?
THEOBALD. Ihr tratet auf einen Totenkopf, und der schnappte nach Euch, es war der von Eurer letzten Frau!
AGNES. Pfui!
KNIPPELDOLLINGER. Nicht doch, nicht doch, Patchen, ein Bader muß spaßig sein, man will doch was hören, wenn man sich den Bart oder das Haar scheren läßt. Der Theobald taugt zum Geschäft! Nur in die Ohren muß er niemanden schneiden, wie neulich mir! Nun, geh ich heute leer aus, bekomm ich das Patschchen nicht?
AGNES. Ich habe wieder die Blattern!
KNIPPELDOLLINGER. Halt mir das nicht immer vor! Nun, ich werde dich nachher noch sehen, denn die Muhme wird dich zum Turnier abholen, ich habe für Plätze gesorgt. Das wollt ich dir eigentlich sagen!
AGNES. Danke! Zwar weiß ich nicht –[683]
KNIPPELDOLLINGER. Ei, es kommt nicht alle Tage. Ritter, Grafen und Barone sind schon hier in Augsburg selten, nun gar ein Herzog von Baiern – der Tausend, da wird niemand, als der Scharfrichter mit seinen Freiknechten fehlen, der freilich gute Gründe hat, nicht unter ehrlichen Christenmenschen zu erscheinen!
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Agnes Bernauer
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