Erste Szene

[148] Rumolt und Giselher einander begegnend.


GISELHER.

Nun, Rumolt, soll ein Baum noch stehen bleiben?

Du führst ja Wochen lang schon Wälder ein

Und rüstest dich so grimmig auf die Hochzeit,

Als kämen Mensch und Zwerg und Alf zugleich.

RUMOLT.

Ich mache mich darauf gefaßt, und fänd ich

Den Kessel irgendwo nicht recht gefüllt,

So steckt ich flugs den säumgen Koch hinein

Und rührte mit dem Küchenjungen um.

GISELHER.

So bist du denn des Ausgangs schon gewiß?

RUMOLT.

Ich bins, weil Siegfried wirbt. Wer unterwegs

Zwei Königssöhne fängt und sie uns schickt,

Als ob es aufgescheuchte Hasen wären,

Der nimmts wohl auch mit Teufelsweibern auf.

GISELHER.

Da hast du recht. Wir haben gute Pfänder

An diesem Lüdegast und Lüdeger!

Mit einem Heer gedachten sie zu kommen,

Wie nie Burgund ein gleiches noch gesehn,

Und als Gefangne stellten sie sich ein,

Die nicht einmal des Hüters mehr bedurften:

Koch zu, Gesell, an Gästen fehlts dir nicht!


Gerenot kommt.


Da ist der Jäger!

GERENOT.

Aber nicht mit Wild!

Ich war auf unsrem Turm und sah den Rhein

Mit Schiffen, wie bedeckt.

RUMOLT.

Das ist die Braut!

Da laß ich gleich zur Stunde alles schlagen,

Was brummt und brüllt und blökt und grunzt im Hof,

Damit sies in der Ferne schon vernimmt,

Wie sie empfangen werden soll!


Es wird geblasen.


GERENOT.

Zu spät![148]


Quelle:
Friedrich Hebbel: Werke. Band 1–5, Band 2, München 1963, S. 148-149.
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