Fünfte Szene

[171] Frigga und Ute kommen.


UTE.

Nun, Brunhild blickt schon heute fröhlicher,

Wie gestern.

FRIGGA.

Königin, sie ist es auch.

UTE.

Ich habs mir wohl gedacht.

FRIGGA.

Ich nicht! Ich nicht!

Ihr Sinn ist so verwandelt, daß ich nicht

Erstaunen würde, wenn sich auch ihr Wesen

Verwandelte, und wenn sie blonde Locken

Bekäme, statt der schwarzen, die so lange

Mir unterm goldnen Kamme knisterten.

UTE.

Das ist dir doch nicht leid?

FRIGGA.

Mich wunderts nur,

Und hättest du dies Heldenbild erzogen,

Wie ich, und wüßtest alles, was ich weiß,

So würdest du dich wundern, wie ich selbst.

UTE indem sie wieder in die Burg geht.

Tu nur das deinige!

FRIGGA.

Ich tat schon mehr,[171]

Als Ihr Euch träumen laßt! Daß dies so kam,

Begreif ich nicht, doch wenn sie glücklich ist,

So bin ich still und werde sie gewiß

Nicht mahnen an die Zeit, die sie vergaß!


Quelle:
Friedrich Hebbel: Werke. Band 1–5, Band 2, München 1963, S. 171-172.
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