Fünfte Szene

[563] Alexandra und Mariamne erscheinen im Vordergrund.


ALEXANDRA.

So willst du dich nicht zu den Römern flüchten?

MARIAMNE.

Wozu nur?

ALEXANDRA.

Um das Leben dir zu sichern!

MARIAMNE.

Das Leben! Freilich! Das muß man sich sichern!

Der Schmerz hat keinen Stachel ohne das!

ALEXANDRA.

So gib der Stunde wenigstens ihr Recht!

Du gibst ein Fest, so zeig auch deinen Gästen

Ein festliches Gesicht, wie sichs gebührt!

MARIAMNE.

Ich bin kein Instrument und keine Kerze,

Ich soll nicht klingen, und ich soll nicht leuchten,

Drum nehmt mich, wie ich bin! Nein! Tut es nicht!

Treibt mich, das Beil für meinen Hals zu wetzen,

Was red ich, treibt mich, daß ich mit euch juble –

Soemus, auf!


Zu Salome, die eben eintritt und ihr

entgegenschreitet.


Du, Salome? Willkommen

Vor allen mir, trotz deiner Trauerkleider!

Das hätt ich kaum gehofft!


Quelle:
Friedrich Hebbel: Werke. Band 1–5, Band 1, München 1963, S. 563.
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