Knabentod

[147] Vom Berg, der Knab',

Der zieht hinab

In heißen Sommertagen;

Im Tannenwald,

Da macht er Halt,

Er kann sich kaum noch tragen.


Den wilden Bach,

Er sieht ihn jach

In's Thal herunter schäumen;

Ihn dürstet sehr,

Nun noch viel mehr:

Nur hin! Wer würde säumen!


Da ist die Flut!

O, in der Glut,

Was kann so köstlich blinken!

Er schöpft und trinkt,

Er stürzt und sinkt

Und trinkt noch im Versinken!


Das Lied ist aus,

Und macht's dir Graus:

Wer wird's im Winter singen!

Zur Sommerzeit

Bist du bereit,

Dem Knaben nachzuspringen.[147]


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 147-148.
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