An eine Römerin

[308] Ich hab' als Kind gespielt im fernen Norden,

Dann bin ich weit und breit herum gekommen

Und habe schon das dritte Meer durchschwommen,

Nun ruh' ich aus an seinen Blüten-Borden.


Dir ist ein schlichtes Mädchen-Loos geworden,

Wie eine Blume bist du still erglommen,

Dann hat, wie die der Strauß, dich aufgenommen

Als frischen Schmuck der fromme Jungfrau'n-Orden.


Nun geh'n wir Beide Hand in Hand zusammen,

Wie Gärtnerin und Schiffer traulich wallen,

Im kühlen Schatten dicht verschlung'ner Aeste;


Ich spreche dir von Sturm und Meeresflammen

Und schmücke dich mit Perlen und Korallen,

Du pflückst mir still der Gold-Orangen beste.


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 308.
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