Die Rosen

[229] Als du frühmorgens gingst

Und an der Sonne hingst,

Pflücktest du dir,

Die, von ihr angeglüht,

Still vor ihr aufgeblüht,

Und nun den Duft versprüht,

Rosen zur Zier.


Hältst sie noch Abends fest?

Schmeichelte dir der West

Längst sie nicht ab?

Siehst ja, ihr Leben schwand!

Wo ist der Farbenbrand?

Doch nur in deiner Hand

Sind sie im Grab.


Gieb sie den Winden preis,

Daß sie mit ihnen leis

Düngen den Strauch.

Fühlt's nicht sogleich der Zweig,

Fühlt's doch die Wurzel gleich,

Und ist nur diese reich,

Wird der es auch![229]


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 229-230.
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