Höchstes Gebot

[235] Hab' Achtung vor dem Menschenbild,

Und denke, daß, wie auch verborgen,

Darin für irgend einen Morgen

Der Keim zu allem Höchsten schwillt![235]


Hab' Achtung vor dem Menschenbild,

Und denke, daß, wie tief er stecke,

Ein Hauch des Lebens, der ihn wecke,

Vielleicht aus deiner Seele quillt!


Hab' Achtung vor dem Menschenbild!

Die Ewigkeit hat eine Stunde,

Wo jegliches dir eine Wunde

Und, wenn nicht die, ein Sehnen stillt!


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 235-236.
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