Liebesprobe

[210] Laß den Jüngling, der dich liebt,

Eine Lilje pflücken,

Eh' dein Herz sich ihm ergiebt,

Um ihn zu beglücken.


Wird kein Tropfe von dem Thau

Dann durch ihn vergossen,

Der sie tränkte auf der Au,

Sei der Bund geschlossen.


Wer so zart die Blume bricht,

Daß sie nicht entwallen,

Sorgt auch, daß die Thränen nicht

Deinem Aug' entfallen.


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 210.
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