Meisenglück

[284] Aus dem gold'nen Morgen-Qualm

Sich herniederschwingend,

Hüpft die Meise auf den Halm,

Aber noch nicht singend.


Doch der Halm ist viel zu schwach,

Um nicht bald zu knicken,

Und nur, wenn sie flattert, mag

Sie sich hier erquicken.


Ihre Flügel braucht sie nun

Flink und unverdrossen,

Und indeß die Füßchen ruh'n,

Wird ein Korn genossen.


Einen kühlen Tropfen Thau

Schlürft sie noch daneben,

Um mit Jubel dann in's Blau'

Wieder aufzuschweben.[284]


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 284-285.
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