Das Gewitter

[165] Der Vogel schwankt so tief und still,

er weiß nit, woner ane will.

Es chunnt so schwarz, und chunnt so schwer,

und in de Lüfte hangt e Meer

voll Dunst und Wetter. Los, wie's schallt

am Blauen, und wie's widerhallt.

In große Wirble fliegt der Staub

zum Himmel uf, mit Halm und Laub,

und lueg mer dört sel Wülkli a!

I ha ke große Gfalle dra;

lueg, wie mers usenander rupft,

wie üser eis, wenn's Wulle zupft.

Se helfis Gott, und bhüetis Gott!

Wie zuckt's dur's Gwülch so füürig rot,

und 's chracht und stoßt, es isch e Gruus,

aß d'Fenster zitteren und 's Hus.

Lueg 's Bübli in der Waglen a!

Es schloft, und nimmt si nüt drum a.

Sie lüte z'Schlienge druf und druf,

je, und 's hört ebe doch nit uf.

Sel bruucht me gar, wenn's dundere soll,

und 's lütet eim no d'Ohre voll. –

O, helfis Gott! – Es isch e Schlag!

Dört siehsch im Baum am Gartehag?

Lueg, 's Bübli schloft no alliwil

und us dem Dundere macht's nit vil.

Es denkt: ›Das ficht mi wenig a,

er wird jo d'Auge binem ha.‹

Es schnüfelet, es dreiht si hott

ufs ander Öhrli. Gunn der's Gott!

O, siehsch die helle Streife dört?

O los! Hesch nit das Raßle ghört?

Es chunnt. Gott wellis gnädig si!

Göhnt weidli, hänket d'Läden i![166]

's isch wieder akurat wie fern.

Gut Nacht, du schöni Weizenern.

Es schettert uffem Chilchedach;

und vorem Hus, wie gäutscht's im Bach,

und 's loßt nit no – daß Gott erbarm!

Jez simmer wieder alli arm. –

Zwor hemmer au scho gmeint, 's seig so,

und doch isch 's wieder besser cho.

Lueg, 's Bübli schloft no allewil,

und us dem Hagle macht's nit viel!

Es denkt: ›Vom Briege loßt's nit no,

er wird mi Teil schon übrig lo.‹

He jo, 's het au, so lang i's ha,

zu rechter Zit si Sächli gha.

O gebis Gott e Chindersinn!

's isch große Trost und Sege drinn.

Sie schlofe wohl und traue Gott,

wenn's Spieß und Nägel regne wott,

und er macht au si Sprüchli wohr

mit sinen Englen in der Gfohr. –

Wo isch das Wetter ane cho?

D'Sunn stoht am heitre Himmel do.

's isch schier gar z'spot, doch grüß di Gott!

»He«, seit sie, »nei, 's isch no nit z'spot;

es stoht no menge Halm im Bah

und menge Baum, und Öpfel dra.« –

Potz tausig, 's Chind isch au verwacht.

Lueg, was es für e Schnüüfeli macht!

Es lächlet, es weiß nüt dervo.

Siehsch, Friederli, wie's ussieht do? –

Der Schelm het no si Gfalle dra.

Gang, richt em eis si Päppli a!

Quelle:
Johann Peter Hebel: Gesamtausgabe, Band 3, Karlsruhe 1972, S. 165-167.
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