Des rheinländischen Hausfreundes Danksagung an Herrn Pfarrer Jäck in Triberg

[214] »Zeig wie, Her Peter! Wenn der's Gläsli schmeckt,

voll Chirsiwasser, und der Chueche dri,

und 's Lied vo Triberg vom Her Pfarer Jäck,

weisch nit, was schön isch? Git men eim nit d'Hand,

zieht's Chäppli ab und seit: Vergelt's ich Gott!

Du nit? Und trinksch, as wenn di eigne Baum

die Chirsi treit hätt? Und de hesch doch kein.«

's isch wohr, Her Jäck, i ha kei eigne Baum,

i ha kei Hus, i ha kei Schof im Stall,

kei Pflueg im Feld, kei Immestand im Hof,

kei Chatz, kei Hüenli, mengmol au kei Geld.

's macht nüt. 's isch doch im ganze Dorf kei Buur

so rich as ich. Der wüßet, wie me's macht.

Me meint, me heig's. So meini au, i heig's

im süeße Wahn, und wo ne Bäumli blüeiht,

's isch mi, und wo ne Feld voll Ähri schwankt,

's isch au mi; wo ne Säuli Eichle frißt,

es frißt sie us mim Wald.

So bini rich. Doch richer bini no

im Heuet, in der Ernt, im frohe Herbst.

I sag: »Jez chömmet Lüt, wer will und mag,

und heuet, schnidet, hauet Trübli ab!

I ha mi Freud an allem gha, mi Herz

an alle Düften, aller Schöni g'labt.

Was übrig isch, isch euer. Traget's heim.«[214]

Her Jäck, mir isch, der schüttlet eue Chopf,

und saget für ich selber: »Guete Fründ,

so lebt men im Schlaraffeland.« He jo,

so lebi im Schlaraffland, 's isch wohr.

Treit nit meng Immli süeße Hunig heim

um Triberg? Hangt nit menge Chirsibaum

voll schwarze Chinder? Mir do niede fliegt

der Chuechen und der Chirsiwasserchrueg

und drei für ein zum Fenster i. »Do trink!«

Und lueg, do fliegt e Blatt, 's isch schwarz uf wiiß.

Her Jäck, viel Süeßi wohnt im Bluemechelch,

viel Gwürz im brune Chirsichern, 's isch wohr.

Doch was im frumme Menscheherz ersprießt,

und ufgoht, und in schöne Liedere blüeiht,

wie euer Lied, goht übers Zuckerbrot

und Zimmetgeist. Das treit ke Immli heim.

Das distellirt der Summer an keim Baum.

Drum dank ich Gott für alles Liebs und Guets.

Drum dank ich Gott für eue dreifach Gschenk,

und gebich Sunneschin und frohi Zit.

Der sehnt, i dank mit Chapezinerdank,

mit Segen und Papier.

Quelle:
Johann Peter Hebel: Gesamtausgabe, Band 3, Karlsruhe 1972, S. 214-215.
Lizenz:
Kategorien: