14.

[112] Das Meer erglänzte weit hinaus

Im letzten Abendscheine;

Wir saßen am einsamen Fischerhaus,

Wir saßen stumm und alleine.


Der Nebel stieg, das Wasser schwoll,

Die Möwe flog hin und wider;

Aus deinen Augen, liebevoll,

Fielen die Tränen nieder.


Ich sah sie fallen auf deine Hand,

Und bin aufs Knie gesunken;

Ich hab von deiner weißen Hand

Die Tränen fortgetrunken.


Seit jener Stunde verzehrt sich mein Leib,

Die Seele stirbt vor Sehnen; –

Micht hat das unglücksel'ge: Weib

Vergiftet mit ihren Tränen.


Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21972, S. 112.
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