1. Der Traurige

[39] Allen tut es weh im Herzen,

Die den bleichen Knaben sehn,

Dem die Leiden, dem die Schmerzen

Aufs Gesicht geschrieben stehn.


Mitleidvolle Lüfte fächeln

Kühlung seiner heißen Stirn;

Labung möcht ins Herz ihm lächeln

Manche sonst so spröde Dirn'.
[39]

Aus dem wilden Lärm der Städter

Flüchtet er sich nach dem Wald.

Lustig rauschen dort die Blätter,

Lust'ger Vogelsang erschallt.


Doch der Sang verstummet balde,

Traurig rauschet Baum und Blatt,

Wenn der Traurige dem Walde

Langsam sich genähert hat.


Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21972, S. 39-40.
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