9.

[69] Ich möchte weinen, doch ich kann es nicht;

Ich möcht mich rüstig in die Höhe heben,[69]

Doch kann ich's nicht; am Boden muß ich kleben,

Umkrächzt, umzischt von eklem Wurmgezücht.


Ich möchte gern mein heitres Lebenslicht,

Mein schönes Lieb, allüberall umschweben,

In ihrem selig süßen Hauche leben –

Doch kann ich's nicht, mein krankes Herze bricht.


Aus dem gebrochnen Herzen fühl ich fließen

Mein heißes Blut, ich fühle mich ermatten,

Und vor den Augen wird's mir trüb und trüber.


Und heimlich schauernd sehn ich mich hinüber

Nach jenem Nebelreich, wo stille Schatten

Mit weichen Armen liebend mich umschließen.
[70]

Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21972, S. 69-71.
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