19.

Klagelied eines altdevtschen Jünglings

[298] Wohl dem, dem noch die Tugend lacht,

Weh dem, der sie verlieret!

Es haben mich armen Jüngling

Die bösen Gesellen verführet.


Sie haben mich um mein Geld gebracht,

Mit Karten und mit Knöcheln;

Es trösteten mich die Mädchen,

Mit ihrem holden Lächeln.


Und als sie mich ganz besoffen gemacht

Und meine Kleider zerrissen,

Da ward ich armer Jüngling

Zur Tür hinausgeschmissen.


Und als ich des Morgens früh erwacht,

Wie wundr' ich mich über die Sache!

Da saß ich armer Jüngling

Zu Kassel auf der Wache. –


Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21972, S. 298.
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