4.

[307] »Meine Schwiegermutter Ceres!

Laß die Klagen, laß die Bitten!

Dein Verlangen, ich gewähr es –

Habe selbst soviel gelitten!


Tröste dich, wir wollen ehrlich

Den Besitz der Tochter teilen,

Und sechs Monden soll sie jährlich

Auf der Oberwelt verweilen.


Hilft dir dort an Sommertagen

Bei den Ackerbaugeschäften;

Einen Strohhut wird sie tragen,

Wird auch Blumen daran heften.


Schwärmen wird sie, wenn den Himmel

Überzieht die Abendröte,

Und am Bach ein Bauerlümmel

Zärtlich bläst die Hirtenflöte.


Wird sich freun mit Gret' und Hänschen

Bei des Erntefestes Reigen;

Unter Schöpsen, unter Gänschen,

Wird sie sich als Löwin zeigen.


Süße Ruh'! Ich kann verschnaufen

Hier im Orkus unterdessen!

Punsch mit Lethe will ich saufen,

Um die Gattin zu vergessen.«
[307]

Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21972, S. 307-308.
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