14.

Das Kind

[331] Den Frommen schenkt's der Herr im Traum,

Weißt nicht, wie dir geschah!

Du kriegst ein Kind und merkst es kaum,

Jungfrau Germania.


Es windet sich ein Bübelein

Von deiner Nabelschnur,

Es wird ein hübscher Schütze sein,

Als wie der Gott Amour.


Trifft einst in höchster Luft den Aar,

Und flög er noch so stolz,

Den doppelköpfigen sogar

Erreicht sein guter Bolz.


Doch nicht wie jener blinde Heid',

Nicht wie der Liebesgott,

Soll er sich ohne Hos' und Kleid

Zeigen als Sansculott'.


Bei uns zu Land die Witterung,

Moral und Polizei

Gebieten streng, daß alt und jung

Leiblich bekleidet sei.


Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21972, S. 331.
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