4.

Wandere!

[313] Wenn dich ein Weib verraten hat,

So liebe flink eine andre;

Noch besser wär es, du ließest die Stadt –

Schnüre den Ranzen und wandre!
[313]

Du findest bald einen blauen See,

Umringt von Trauerweiden;

Hier weinst du aus dein kleines Weh

Und deine engen Leiden.


Wenn du den steilen Berg ersteigst,

Wirst du beträchtlich ächzen;

Doch wenn du den felsigen Gipfel erreichst,

Hörst du die Adler krächzen.


Dort wirst du selbst ein Adler fast,

Du bist wie neugeboren,

Du fühlst dich frei, du fühlst: du hast

Dort unten nicht viel verloren.


Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21972, S. 313-314.
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