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Im Jahre 1923 hatte ich in einem Moskauer Lazarett einen verhältnismäßig noch jungen Soldaten in meiner Eigenschaft als Oberarzt zu pflegen, der auf den folgenden Blättern Márkof genannt wird. Meine sorgsame Pflege, vielleicht auch mein deutscher Name, gewannen mir sein Zutrauen, er bat mich eines Tages um eine Unterredung ohne Zeugen und übergab mir bei dieser Gelegenheit ein kleines Konvolut schmutziger, engbeschriebener Zettel, die mit seltsam bunten und verwaschenen Schriftzeichen bedeckt waren, mit der Bitte, auf irgend eine Weise für die Veröffentlichung dieses traurigen Dokumentes im Auslande sorgen zu wollen. Márkof war einige Jahre vorher in einem tschekistischen Gefängnis gefangen gewesen und hatte es einem Mitgefangenen, einem jungen Aristokraten und Offizier, der sich nur kurz Wáwa nennen ließ, versprochen, den Versuch zu wagen, im Fall seiner Freilassung die Zettel herauszuschmuggeln und eine gebildete Person zu finden, der man die Veröffentlichung anvertrauen dürfe. Wáwa war nach einiger Zeit von den Tschekisten erschossen worden. Ich übernahm es, auch aus Rücksicht für den Verstorbenen, Márkofs Bitte zu erfüllen. Die Entzifferung und Übersetzung des Dokumentes nahm geraume Zeit in Anspruch, auch dauerte es eine Weile, bis ein sicherer Weg gefunden war, das Manuskript nach Deutschland zu schaffen. Jetzt kann ich mit Hilfe eines deutschen Freundes das Resultat meiner Bemühungen vorlegen. Meine Übersetzung ist durchaus wörtlich, ich habe selbst Flüchtigkeiten und Unkorrektheiten getreu wiederzugeben versucht. Wer aber weiß, wie durchseucht[31] ganz Westeuropa ist von ungezählten geheimen Agenten der Tscheká, wird sich nicht darüber wundern, daß ich sämtliche Personennamen geändert und jegliche Datierung unmöglich gemacht habe, mit Ausnahme der einen, daß das Geschehnis im Spätherbst 1918 sein tragisches Ende fand. Angehörige des jungen Wáwa, die vielleicht noch irgendwo in Europa leben, könnten doch wohl aus verschiedenen, im Text verstreuten persönlichen Anspielungen die Identität feststellen.
[gez.] Dr. Grohmann.