Ferdinand Lassalle

[266] Ein Gedenkblatt


1864† / 1889 / 1914


Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor!


Er ist nicht tot, der heute ruft. Er lebt.

Der Wagemut, der unsre Brust durchbebt,

Der Stolz der Arbeit, unsrer Eintracht Wall,

Er lebt, er atmet – Ferdinand Lassalle!

Er redet – hört! Blank zieht er seine Worte.

Ein Kolbenschlag – auf springt der Zukunft Pforte.


Er redet Glut, und rastlos wallt der Brand

Der neuen Botschaft durch der Arbeit Land.

Zwei Jahre nur! Zwei Jahre nur der Tat –

Gebrochen war der Werkgenossen Pfad.

Auf seines Führers Spur in sichren Säulen

Vordrang das Volk mit seiner Schlagkraft Keulen.


Wir denken deiner, kühner Volkstribun,

Nicht, um beim Kranzeswinden auszuruhn.

Nicht, um dein Ich anbetend zu vergöttern

Und deinen Ruhm ins Schmeichelhorn zu schmettern,

Nicht faul zu feiern, prahlend müßiger Troß,

Wir denken kämpfend deiner, Kampfgenoß!
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An Wissen reich, gesättigt mit Genie,

Begriffst du, wie das Recht nach Geltung schrie.

Der Leidenschaften schönster Katarakt,

Die Sturzflut der Idee hat dich gepackt,

Und sturmkeck schreitend durch Gewalt und Lüge,

Rangst du das Recht der jungen Macht zum Siege.


Verfolgter! Du hast glänzend dich gewehrt,

Triumph war deinen Strafen selbst beschert.

Vor deinem. Rächerblitz und Richtergrimme

Verstummte schier der mächtigen Kläger Stimme. –

Du fielst abseits. Dein Werk kam nicht zu Fall.

Du bist gerächt. Du hast gesiegt, Lassalle!

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 2: Buch des Kampfes, München 1921, S. 266-268.
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