Mein Pakt

[148] Und als ich auf diesen Planeten kam

Aus Urweltmeeren geschwommen,

Da hab ich, bevor ich den Bürgerbrief nahm,

Ein Gut vorweg mir genommen:

Ich hab unter einer Bedingung nur

Dem Erdgeist bewilligt die Steuer,

Bekräftigt mit elementarem Schwur

Bei Erde, Wind, Wasser und Feuer.
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Er solle, was auf seinem sausenden Rund

Mir immerdar möge passieren,

Mir unmittelbare Freiheit und

Vollmacht von Gott garantieren.

Ein unverletzliches Lebenslehn

Zu wahren aus allen Trümmern:

Ohne Hoffnung und Furcht auf mir selber zu stehn,

Mich um Menschengekläff nicht zu kümmern.


Dem einzigen Meister im Herzen mir,

Meinem Gott zu dienen voll Freuden,

Die Liebe zum höchsten Leben hier

Nicht als falscher Knecht zu vergeuden.

Dem einzigen Herrn zu halten die Treu

In allen Fährden und Schlingen,

Und immer vom Grund der Seele neu

Freiwillig mein Opfer zu bringen.


Das war die Bedingung, das war der Pakt,

Den ich mit dem Erdgeist geschlossen,

Als ich aus Urweltmeeren nackt

Ans ird'sche Gestade geflossen.

Und anders – bei diesem Federstrich! –

Lern' ich's nicht führen und fassen:

Der göttlichen Vollmacht ergeb' ich mich,

Meinen Freibrief, ich will ihn nicht lassen.

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 1: Buch des Lebens, München 1921, S. 148-149.
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