Rosenstimmen

[151] Durch den grünen wilden Wein

Meiner seeumspielten Laube

Winken weiße, gelbe Rosen;

Und wie fein-

Klingende Frauenstimmen hör' ich

Hauch und Laut:

»Törig

Ist der Mann, der uns vergißt,

Trinkt und ißt,

Duft und Schönheit nicht versteht,

Blütenfremd durchs Dasein geht.

Aber selig preisen

Laßt den siebenmal Weisen,

Der die Rose kennt,

Rosenheilig Lebenselement!

Wir heben ihn

Aus Staub und Öde,

Ihm ist verliehn

Der Blumen Rede:

Daß, wo er geht in Menschenlust und -Leiden,

Des Nutzens Knechte seinen Pfad beneiden ...[152]

Du stiller Mann

In deiner grünen Laube:

Ist Kot Tyrann,

König des Lebens ist dein Rosenglaube.«

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 1: Buch des Lebens, München 1921, S. 151-153.
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