Immergrün

[46] Aus dürren Gräsern grüßt mich Immergrün.

Rasch her damit und an die Brust gesteckt!

Noch einmal sei's gewagt und hoffnungskühn

Sei das Gespenst in seine Gruft geschreckt!


Nein, werter Freund, der du die Schlinge wirfst

Nach meiner Seele sinkendem Genick,[46]

Vampir, der meines Geistes Blut du schlürfst,

Noch einmal in den Strauß um mein Geschick!


Zu Boden riß mich Unnatur der Zeit,

Mutter Natur, reck deinen Sohn empor!

Verfault, ihr Gräser der Vergangenheit,

Und du, neu Leben, quill, o quill hervor!

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 1: Buch des Lebens, München 1921, S. 46-47.
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