[150] Wo berg' ich, Herr, die Schätze Deiner Gnade,
Auf daß nicht gier'ge Feinde sie mir rauben?
Wie schwach und brechlich ist die arme Lade,
Darin sie ruh'n; kann sicher ich sie glauben?
Der Starkbewaffnete wacht vor der Thüre
Und droht, zu brechen ihre schwachen Riegel,
Daß er mir Deine Güter all' entführe
Zusammt der Seele, Deiner Gottheit Spiegel.
Und durch die Fenster, mit geschminkten Wangen
Lugt mir ein Weib, und will mir Flitter bieten,
Indeß sie nach dem Golde frech will langen,
Das Du mir gabst, es heilig Dir zu hüten.
[151]
Und in dem Häuslein, wo es dämmernd nachtet,
Die falsche Magd, die mir das Licht will stehlen,
Weil sie vermessen nach der Herrschaft trachtet,
Und mich geblendet will dem Feind vermählen.
Wohl such' ich sie in allen düstern Ecken,
Daß ich die Diebin aus dem Hause triebe;
Doch weiß sie sich wohl listig zu verstecken. –
Herr! komm' und jag' hinaus die Eigenliebe! –
Wiedenbrück, 1853.
Ausgewählte Ausgaben von
Lieder (Ausgabe von 1879)
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