[191] Was ist das doch ein holdes Kind,
Das man hier in der Krippe find't?
Ach, solch ein süßes Kindelein,
Das muß gewiß vom Himmel sein.
Die Frau, die bei der Krippe kniet
Und selig auf das Kindlein sieht,
Das ist Maria, hehr und rein;
Ihr mag recht wohl im Herzen sein.
Der Mann, der zu der Seite steht
Und still hinauf zum Himmel fleht,
Das muß der fromme Joseph sein,
Der thut sich auch des Kindleins freun.
Und was dort in der Ecke liegt
Und nach dem Kindlein schaut vergnügt,
Ein Oechslein und ein Eselein,
Das mögen gute Thierlein sein.
[191]
Und die dort kommen fromm und gut
Mit langem Stab und rundem Hut,
Das ist der Hirten fromme Schaar,
Die bringen ihre Gaben dar.
Und was den Stall so helle macht
Und was so lieblich singt und lacht,
Das sind die lichten Engelein,
Die schau'n zu Thür und Fenster ein.
Und die dort kommen ganz von fern
Und gläubig schauen nach dem Stern,
Das sind der heil'gen Kön'ge drei
Mit Weihrauch, Gold und Spezerei.
Und ob dem Hüttlein flammt ein Stern,
Der leuchtet nah und leuchtet fern,
Er scheinet auch durch unsre Zeit
Und leuchtet bis in Ewigkeit.
Sei hochgelobt, du dunkle Zell'!
Durch dich die ganze Welt wird hell.
Klein Kindlein in der Jungfrau Schooß,
Wie bist Du so unendlich groß!
Berlin, 1817.
Ausgewählte Ausgaben von
Lieder (Ausgabe von 1879)
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