Der Abend

[135] Versunken ist der Tag in Purpurrot,

Der Strom schwimmt weiß in ungeheurer Glätte.

Ein Segel kommt. Es hebt sich aus dem Boot

Am Steuer groß des Schiffers Silhouette.


Auf allen Inseln steigt des Herbstes Wald

Mit roten Häuptern in den Raum, den klaren.

Und aus der Schluchten dunkler Tiefe hallt

Der Waldung Ton, wie Rauschen der Kitharen.


Das Dunkel ist im Osten ausgegossen,

Wie blauer Wein kommt aus gestürzter Urne.

Und ferne steht, vom Mantel schwarz umflossen,

Die hohe Nacht auf schattigem Kothurne.
[135]

Quelle:
Georg Heym: Dichtungen und Schriften. Band 1, Hamburg, München 1960 ff., S. 135-136.
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