Die Gefangenen 2

Den harten Weg entlang im kurzen Trab

Zieht sich der Sträflingstrupp, der heim marschiert

Durch kahle Felder in das große Grab,

Das wie ein Schlächterblock ins Graue stiert.


Sturm singt. Wind pfeift. Vor ihnen weht und irrt

Ein Haufe alter Blätter kunterbunt.

Die Wächter schließen ihren Zug. Es klirrt

An ihrem Rock das große Schlüsselbund.


Das breite Tor geht auf im Riesenbau

Und wieder zu. Des Tages roter Rost

Bedeckt den Westen. Trübe in dem Blau

Zittert ein Stern im bittern Winterfrost.


Und ein paar Bäume stehn den Weg entlang

Im halben Licht verkrüppelt und beleibt.

Wie schwarz aus einer Stirn gekrümmt und krank

Ein starkes Horn steht und nach oben treibt.
[198]

Quelle:
Georg Heym: Dichtungen und Schriften. Band 1, Hamburg, München 1960 ff., S. 193-194,198-199.
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