Die Höfe luden uns ein

[509] Die Höfe luden uns ein, mit den Armen schmächtig,

Faßten unserer Seelchen zipfeliges Kleid.

Und wir entglitten durch Tore nächtig

In toter Gärten verwunschene Zeit.


Von Regenrohren fiel Wasser bleiern,

Ewig, Wolken flogen so trübe.

Und über der Starre der frostigen Weiher

Rosen hingen in Dürre vom Triebe.


Und wir gingen auf herbstlichen Pfaden, geringern,

Gläserne Kugeln zerrissen unser Gesicht,

Jemand hielt sie uns vor auf den spitzigen Fingern.

Unsere Qualen machten uns Feuerlicht.


Und wir schwanden so schwach in die gläsernen Räume.

Riefen voll Wehmut, da dünne das Glas zerbrach.

Wir sitzen nun ewig, in weißlichen Wolken, zu träumen

›Spärlichem‹ Fluge der Falter im Abend›rot‹ nach.
[509]

Quelle:
Georg Heym: Dichtungen und Schriften. Band 1, Hamburg, München 1960 ff., S. 509-510.
Lizenz:
Kategorien: