Achte Scene.


[430] Vorige. Indem Heinrich sich nach der Treppe wendet, erblickt er. Rose.


ROSE.

Folgt ihm nicht!

Folgt nur dem Einen, der uns retten wird![430]

Wie? Hat die Stadt nicht ihrem Commandanten

Gelobt, zu ihm zu stehn bis in den Tod,

Und nun auf einmal hätt' er dies Vertrauen

Verscherzt? Wodurch? Er sorgte Tag und Nacht

Und that das Uebermenschliche. Wir litten –

Ein Jeder nur für sich, – Er für uns Alle.

Und dafür wollten wir statt alles Danks

Ihm den Gehorsam künd'gen und die Treue?

Nein, das kann nie geschehn! Das wär' ein Flecken,

Den alles Wasser unserer baltischen See

Nie wieder, nie von Colberg's Mauern spülte!

HEINRICH.

Kennt Einer dieses Mädchen? Ha, sie gleicht

Von fern der Rose Blank! Doch Die ist's nicht.

Denn die war sittsam; Diese hier ist keck.

Die war bescheiden, und die Fremde da

Geht dreist bei fremden Männern aus und ein

Und spricht auf offnem Markt vor allen Bürgern.

Wär' sie ein Kind der Stadt, so hätte sie

Ein Herz, das blutete beim Fall der Stadt.

Doch seit sie heimgekehrt vom Hof, geehrt,

Von königlichen Gnaden angestrahlt,

Träumt sie von höhern Dingen, eine Heldin,

Die nur mit Helden noch verkehrt –

ROSE ihm ins Wort fallend.

O Heinrich,

Was sprichst du? Du bist außer dir; du weißt nicht,

Wie schwer du fehlst. Mein Pathe Nettelbeck

Hat mich als Botin in dies Haus geschickt,

Dem Commandanten Danzig's Fall zu melden.

Er hält so eben Kriegsrath. Stört ihn nicht,

Vertraut ihm –

HEINRICH.

Fort von dieser Schwelle, sag' ich![431]

Vertrau'n? Ja wohl, auf unser gutes Recht,

Uns selbst zu helfen. Folgt mir!

ROSE.

O mein Gott!


Quelle:
Paul Heyse: Gesammelte Werke. Band 10, Berlin 1872–1910, S. 430-432.
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