[O Saitenspiel]

[183] O Saitenspiel

In schweigender Nacht,

Wenn Tagesgewühl

Zur Ruhe gebracht!


Worte verschwimmen

Im Meer des Seins,

Flammen verglimmen,

Hüpfenden Scheins.


Nicht Ton und Gestalt,

Nicht Farb' und Sinn;

Mit dunkler Gewalt

Nimmt Liebe dich hin.


Eins nur fühlst du:

Du bist zu Zwein.

Auch das verdämmert,

Traum spinnt dich ein.


Dich stärkt die Welle

Der Ewigkeit

Für Himmel und Hölle

Der nichtigen Zeit.

Quelle:
Paul Heyse: Gesammelte Werke, 3 Reihen in 15 Bänden, Reihe 1, Band 5, Stuttgart 1924, S. 183.
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