Unglückliche Goldmacherey.

[215] Obwohln etliche Exempel deren beygebracht werden /die Gold sollen gemacht / und den Lapidem Philosophicum gehabt haben / darunter man auch den Arnoldum â Villa nova, den Turneister / und Antonium Bragadinum / einen Venetianischen Edelmann zehlen thut / und dafür hält / daß Tubalcain / Hermes Trismegistus / Geber und König Salomon / rechte Goldmacher gewesen seyn / und solche Kunst bey denen Egyptiern lang gewähret habe / biß Kayser Diocletianus solche verfolgt / und wegen erregter Aufruhr / die Schrifften von Schmeltzungen Silber und Golds zusammen zu suchen / und zu verbrennen befohlen: und daß das Aureum vellus nichts anders gewesen sey /als ein Buch / darinn die Lehr / wie man aus anderen Metallen[215] Gold machen / könne / beschrieben gestanden; so sind doch hergegen viel hundert über ihrer Alchymiâ zu Grund gangen / theils gar gehenckt worden: inmassen dem Marco Bragadino / zugenannt Mamugns aus Candia bürtig / zu München in Bayern /und anderen dreyen / denen das 1591. unglücklich gewesen.

Item Anno 1606. dem Hanns Heinrichen von Müllefels / einem Barbierer zu Stugard begegnet ist: zumahlen es nicht allen so gerathen / wie jenem / Nahmens Adrian / Alchymistischen Ertzbetrüger / mit seinem sogenannten Usu-fur, welcher Cosmo dem Hertzog zu Florentz auf die 25000. Cronen abgeschwatzt /aber endlich durchgegangen: daher einer die Alchymi also beschrieben / daß sie seye ein Kunst ohne Kunst / deren Wissenschafft Stückwerck: das Mittel stattlich liegen / das End entweder betteln gehen / oder den Galgen zieren.

Ein anderer sagt / daß zu der Alchymi sechs Stück gehören: Erstlich bey Tag und Nacht laboriren / 2. daß Feuer ohne Unterlaß schüren. 3. Rauch und Dampff spüren. 4. Sich selber inficiren. 5. Das Gesicht und Gesundheit verliehren / und endlich 6. den Betrug mit betrübten Hertzen spühren.

Die Alchymia oder Goldmacher-Kunst / nach dem sie ihre Mühe und Arbeit vergeblich auf und angewendet / ward befragt / was sie noch wohl übriges hätte? so habe sie geantwortet: 3. M. nemlich medicinam, sie gebe sich für einem Artzt[216] aus / damit sie ihre Reputation und ehrlichen Nahmen noch erhalte. 2. Mendicitatem, die Bettel-Kunst / womit sie dem Hunger wehre. 3. Mendacium, die Lügen / womit sie die Einfältige und Leichtglaubige noch ferner hinter das Licht führe / und damit getraue sie sich noch wol fortzubringen.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 215-217.
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