Versprechen ist zu halten.

[281] König Antigonus ist im Schertz Doson gleichsam Dabo genennet worden / weil er viel versprochen /und wenig gehalten hat: und eben wegen dieser Ursach / seynd auch der Athenienser Hertzogs Charetis Versprechungen zu einen Sprichwort worden / und ward der Kayser Pertinax / dahero Chrestologus / das ist / mildreich in Worten genannt.


Qui cito, qui temerè spondet, se multa daturum,

Quæ malè promisit turpiùs illa negat.
[281]

Sagt Owenus:


Wer bald und unbedacht verheisset grosse Stücke /

Der zieh't gemeiniglich hernach sein Wort zurücke.


Es soll einer / was er einmahl geredt und versprochen / nicht gering-schätzig achten / al bueg por el cuerno, y al hombre por & vierbo: den Ochsen nimmt man beym Horn / den Mann beym Wort: man soll sich zuvor wol bedencken / ehe man was verspricht / damit man solches halten könne.

Kayser Sigismundus hatte einen Soldaten was versprochen / und da derselbe auf die Einhaltung gedrungen / zu ihme / daß er zuviel begehrt hätte / gesagt: aber der Soldat antwortete: Er der Kayser hätte es ihm wol abschlagen können / aber weil er es ihm einmal versprochen / so könne er sich dessen ohne Nachklang nicht mehr entschütten. Darauf der Kayser gesprochen / Er wolle leichter an seinen Gütern / als an seinen guten Nahmen Schaden leiden.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 281-282.
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