Vom Tod.

[125] Seneca sagte ich bin in die Welt eingangen / damit ich wieder hinaus gienge.

Als einstens Pabst Alexander II. den Heil. Petrum Damiani befragte / woher es käme / daß die Päbst so bald stürben / und keiner die Jahr Petri erreichete: sagte hierauf der Heilige: Dieses geschiehet / damit alle Menschen hiedurch des Tods erinnert würden /dann muß[125] sterben der Pabst / als das höchste Welt-und Kirchen-Haupt / so können sich die übrige alle einbilden / daß keiner werde überbleiben.

Der Tod ist ein Lauffer / der stäts auf dem Weeg ist / uns zu erlauffen.

Alle unsere Wort / alle unsere Gedancken / und Werck sind lauter Schritt zum Tod.

Da wir wachsen / nimbt unser Leben ab / sagt Seneca.

Vor Zeiten schiene der Tod im Gehen faul zu seyn /und hatte gleichsam bleierne Füß / weiln die Menschen so viel hundert Jahr lebten / nun aber bringt ers wieder ein / und kommet gar zu bald / weiln es in sechzig oder achtzig Jahren mit uns geschehen ist. Deswegen hat der Heil. Joannes Apoc. c. 6. den Tod reitent gesehen.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 125-126.
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