Von Cyri hurtiger Freygebigkeit.

[335] Als Cyrus der Persiern König an einem Tag den Feind aus dem Feld geschlagen / auch viele Beuten überkommen hatte / so ersahe ein gemeiner Soldat etwas so unter allen das Kostbariste war: das Sehen machte in ihm ein so grosses Verlangen / daß er solches von dem ungescheut für sich begehrte: was thate hier Cyrus / hat er etwan den vermessenen Menschen mit Unwillen von sich gestossen / und ihm das Begehren abgeschlagen? Keines Wegs: sondern gabe auf das schleunigste / was gedachter Soldat verlangt hatte: Da nun dieser wegen so grosser Freygebigkeit tausend fältigen Danck sagen wollte / sprach Cyrus: Schweige: Ich bin fürwahr verbunden dir Danck zu sagen: weil du mir erwunschte Gelegenheit gegeben hast /heut mehr als sonsten mich freygebig zu erzeigen: Derowegen statte ich dir nicht nur denjenigen Danck ab /den du mir geben wolltest / sondern gestehe auch gern / daß ich mich dir gantz schuldig sey. Pauletti. Dom. 3. post Epiphan.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 335-336.
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