Von Küssen.

[275] Vor Zeiten küsten die andere dem Kayser das Knie /die Raths-Herren aber die Brust: Nun küssen wir denen Fürsten die Hand. Dem Pabst küssen die Cardinäl gleichfalls die Brüst und Hand / andere aber die Füß.

Der Kuß ist ein Sinnbild der Herrschafft wie Cuiacius lib. de feud. in proœm. vermercket: indem ein Vasall oder Pfleg-Kind mit zusammengefügten Händen den Herrn küsset / gleichsam Hülff-bietende Hände / und einen treuen Mund ihm darbietend. M. Tullius 6. in verrem meldet von Hercule Agrigentino / daß dessen Mund und Kihn durch stätes Küssen gantz abgewetzet worden.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 275.
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