Wunderbarliche Erhaltung von Todes-Gefahr.

[178] In dem Closter / worinn S. Austreberia Aebbtissin war / hörte bey Eingang der Fasten-Zeit eine Nonne vor Mitternacht eine Stimm sagend: Stehe eilends auf / sage der Aebtissin / daß sie eiligst den Schlaff breche / mit allen denen Ihrigen in den Chor gehe / und ehender / als gewöhnlich / die Merten mit Andacht bette: die durch den Schlaff zu sehr eingenommene Closter-Frau / verschobe den den Befehl auszurichten: deswegen sie zum andern- und drittenmahl / übernatürlicher Weiß aufgeweckt / und durch obige Stimm /mit einigenVerweiß den Befehl zu vollziehen ermahnt wurde: da nun Austreberta das seltzame Anbringen vernahme / liesse sie alsobald zur Metten läuten / und fiengen selbige / wie gewöhnlich / an. Siehe! kaum hatten sie den ersten Psalm abgesungen / da erhebte sich ein erschröckliches Getöß / und fiele der gröste Theil des Schlaff-Hausses nieder / daß also die Aebbtissin samt allen Nonnen unfehlbar wären erschlagen worden / wofern sie sich nicht zuvor in den Chor verfügt hätten. Surius tom. 1. in vit. S. Austrebertæ.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 177-179.
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