§. 28.

[44] Wir haben bißhero geredet von dem / was etwa bey der Frage: Was denn dieses Heer sey? in acht zu nehmen / nun wollen wir auch etwas von dessen Erscheinung / und was[44] dabey zu beobachten / gedencken. Daß diese Geister in Menschen und Pferde-Gestalt erschienen / haben wir schon oben erwehnet; sie sind aber also beschaffen gewesen / daß sie bey nahe allemahl gar ungestalt und mangelhafft an einem und den andern Gliede gesehen worden. Denn so viel man nur davon in denen Historien Nachricht hat / so ist an ihnen entweder was zerstimmeltes / oder ungeheuers /oder an selbigen Orten ungewöhnliches in acht genommen worden. Es bediente sich aber, der Teufel der menschlichen Gestalt bey diesem Spiegel-Fechten /damit er seines Gefallens denen Leuten einbilden /und sie beschwatzen könte / der Verstorbenen Seelen kämen wieder / und liessen sich nach ihrem Tode sehen. Der Reuterey aber bediente er sich / weil solche nicht allein zur Pracht angewendet / sondern auch vielmahl armen Leuten zu ihren Schaden unterhalten wird / Und eben darum offenbahrete sich auch erwehntes Gespenste in solcher Positur. Und gewiß /wie doch der Teufel von Anbeginn mit dem Laster greulicher Hoffart beschmitzt gewesen / also läst er sich noch keine Mühe dauren / damit er bey den leichtgläubigen Leuten einige Majestät und Ansehen[45] sich möge zu wege bringen. Und ie weniger er weiß /daß wahre Gottesfurcht unter solchen anzutreffen / ie desto grössere Ehrerbietung und Furcht sucht er bey ihnen zu erlangen. Dahero lieset man / daß er mit grossen Gefolge / und mit gantzen Schwadvonen umgeben / einhergezogen sey. Man lieset / daß er Jagten angestellet habe. Denn das war ebē vorzeiten grosser Leute beginnen; aber nicht zu billigen / indem es mit ihren und der Unterhanen Schaden geschahe. (e) Hat also dieser höllische Menschen-Jäger ihnen hierinnen nichts zuvor geben wollen.


(e) Man schlage hievon nach Spangenbergs unchristliche Jag-Teufel. Fürnehmlich das 18. cap. in welchen diese Worte zu befinden: Hieher gehören nun auch die Teufels-Jagten / da der Teufel in Gestalt und Person deren / die etwa grausame und unbarmhertzige Jäger gewesen sind / zur Nacht und auch bey hellen Tage sich sehen lässet / hetzet und jaget / wie man davon saget / daß etliche Fürsten und grosse Herren noch heutiges Tages sollen gesehen werden / daß sie jagen an den Orten / da sie etwa bey ihrem Leben / mit grosser Beschwer armer Leute ihre Lust mit Jagten und Wild-Bahnen gehabt. etc. Es stehet dieses in [46] Theatr. diab. T. 1. p. 222. conf. §. 31.


Quelle:
[Meister, Johann Gottlieb:] M. Paul Hilschers Curiöse Gedancken von Wütenden Heere. Aus dem Lat. ins Teutsche übers. von M. M., Dresden, Leipzig 1702, S. 44-47.
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