§. 27.

[43] Diesem nach gerathe ich auff die Meynung / ob habe sich der verstellte alte Mann mit seinem Nahmen nach seiner Erscheinungs-Art gerichtet / daß gleichwie er durch das Wort Treue / oder besser Druyde / seine Kleidung und Gestalt; also durch das Wort Eccart oder Hegerath / seine Sitten andeuten / und an Tag legen wollen. Nehmlich auch auf diese Weise muste das arme Volck betrogen werden / damit sie ja nicht des Aberglaubens ihrer Vorfahren vergessen möchten / welcher dazumahl entweder noch nicht gar / oder doch nicht lang zuvor abgeschaffet war. Darum auch das Wort Treue an die Stelle des Wortes Druyde in nachfolgenden Zeiten gekommen / so wohl weil sie fast einerley Lautes /[43] als auch / weil jenes bekannter als dieses wäre. Wenn sie nun Sprichworts-weise sagen wolten: Du warnest mich wie der Druyde Hegrath / so haben sie davor gesagt: Du warnest mich wie der treue Eckhart. Ferner / da / diesen Nahmen unterschiedene Personen / die sich dabey durch sonderbahre Treue berühmt machten / führeten / (massen unterschiedene Eckharte mit dem Zunahmen die Treuen genennet worden) so ist nach u. nach eine Verwirrung entstanden / biß man endlich die rechte Ankunfft dieses Nahmens gar nicht mehr gewust hat. Daher halten wir davor sey geschehē / daß bey Untersuchung dieses Sprich-Wortes nach seinem Marg-Grafen von Meissen / andere von dem Vormunde der Herlinger / oder von einem eigentlichen Ursprunge / es etliche von einem andern herführen wollen / da doch keiner gründlich gewust / ob es dieser oder jener gewesen. Das wäre also unsere Meinung / welcher so etwa jemand beypflichten will / der thue es / will sie aber iemand verwerffen / der thue es auch / es stehet einen jeden frey zu thun / was ihm beliebet.

Quelle:
[Meister, Johann Gottlieb:] M. Paul Hilschers Curiöse Gedancken von Wütenden Heere. Aus dem Lat. ins Teutsche übers. von M. M., Dresden, Leipzig 1702, S. 43-44.
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