§. 5.

[12] Wie nun dessen Verehrung bey denen mitternächtischen Völckern sehr gemein gewesen / also hat es auch bey denen Teutschen nicht daran gefehlet. Denn gleichwie es der Warheit sehr ähnlich zu seyn scheinet / daß die alten Teutschen die Celtæ und Gothen /so wohl der Sprache / als dem Geschlechte nach von einen Ursprunge herstammen; (f) also findet man auch / daß einerley Götter von ihnen verehret worden sind. Es schreibet der Bischoff von Upsal Ohden tanto opinionis fulgore clarum suisse, ut ipsum non secus, qvam datum mundo lumen omnes gentes amplecterentur, nec ullus orbis locus extaret (Saxone testante) qvi numinis ejus potentiæ non pareret (g) oder: Es sey der Abgott Ohden in der Menschen Gedancken so berühmt gewesen / also daß ihn alle Völcker nicht anders als ein Licht der Welt aufgenommen / und sey kein Ort in[12] der Welt (wie auch Saxo bezeuget) der dieses Abgottes Gewalt nicht unterwürffig sey / und gehorsam leiste. Und halte ich gäntzlich davor / es habe von diesem Abgotte seinen Nahmen derjenige Strich des Hartzwaldes / so an die Pfaltz gräntzet /welchen man den Odens Wald nennet. Ingleichen hält Arnoldus davor / ob sey auch daher benennet worden Odens-Oes ein Flecken nicht weit von Nürrenberg gelegen / gleich als sey er diesem Odino geheiliget gewesen (h). Ich übergehe noch viel teutsche Worte /welche von diesen Götzen herstammen / und mit seinem Nahmen einige Verwandniß zu haben scheinen. (i). Wenn aber / wie gedachter Schefferus schreibet /die uhralte Religion der Schweden / aus dem Mitternächtischen Winckel / fast in gantz Europam ist ausgebreitet worden; so wolte ich sagen / daß mit dem Volcke aus selbigen Orthen / der Götzen-Dienst des Wodani auch in Teutschland kommen sey; Wie denn etliche den Ursprung der Thüringer von den Gothen /und aus denen Mitternächtischen Oertern ausdrücklich herführen / (k) und sind einige der Meynung der Thüringer Nabme komme her von dem Abgott Thorone, (l) Es gehören[13] aber diese beyde Götzen Thorus und Othinus zusammen / als welche vorzeiten zugleich verehret worden. Massen auch Schefferus dieses bezeuget: juvat, qvod scriptores, qvotiens superstitionis priscæ meminerunt, nusqvam Thorum solum, nominent, sed ei semper Othinum conjungant (m) d.i. Es ist zu wissen / daß wenn die Scribenten derer Alten Superstition oder Aberglauben gedencken / niemahls den Abgott Thorum alleine nennen / sondern ihme allemahl den Othinum an die Seite setzen. Daraus ist abzunehmen / wie weit gedachtes Heer dem Wodano seinen Nahmen zudancken habe / und daß dieser Wodanus vor einen GOtt alles Bösen gehalten worden / und ein militarisches Gespenste gewesen / welches die Seelen hervorbringen könne / und was des Dinges mehr ist.


(f) Hiervon ist zu lesen Morhof. Unterricht von der teutschen Sprache und Poesie / fürnehmlich das 2. Cap. [g] Olaus M. am angezogenen Orte [h] am angeführten Orte / am 38. Blat. [i] also führet der Engelländer Verstegan, so wohl das Engelländische Wort Wood, als auch das teutsche Wort Wüten / aus einem Ursprunge her. Ingleichen Arnold das Wort Vode / oder[14] Wode / oder Vede / welches so viel als Schaden / Gefahr / und zwar die aus Krieg / Zanck und Streit entstehet / bedeutet / und noch heutiges Tages in einen bekannten Gesange gefunden wird: alle Vede hat nun ein Ende; Wie auch Wort Oed / ein Oed / welches so viel heisset / als ein wüster einsamer Ort / am 37. und 38. Blat. Man schlage auch nach Scheff. c. 7. p. 68. 70. 80. 81. (k) Man lese hievon Heider. Orat. 1. de Thuring. s. 25. Vol. 2. p. 1091. und Orat. 2 s. 26. p. 1111. 1112. [l] besiehe Scheff. p. 80. Heid. an angeführten Ort. p. 1089. (m) am angezogenen Orte. p. 88.


Quelle:
[Meister, Johann Gottlieb:] M. Paul Hilschers Curiöse Gedancken von Wütenden Heere. Aus dem Lat. ins Teutsche übers. von M. M., Dresden, Leipzig 1702, S. 12-15.
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