§. 4.

[10] Es ist aber der Odinus (der auch Wodanus genennet wird) ein sonderlicher Abgott bey denen Alte gewesen / dem Thuroni einem andern Abgotte in allen zuwider. Diesen hielt man vor den Urheber alles guten /von jenem sagte man / komme alles Böse her; und wie der eine oben im Himmel seine Behausung habe /also sey der andere in der Häle ein schädlicher Bösewicht. Er habe allerhand Verrichtungen / er tödte und nehme das Leben / er beherberge und nehme auf sonderlich die Reichen / und im Kriege Erschlagene /nach ihrem Tode / er bringe der Verstorbenen Seelen[10] hervor / und errege Krieg / er lehre die schwartze Kunst und Zauberey / und glaubten die Alten gäntzlich / er bringe Hungers-Noth und alles Unglück zuwege / wofür die Menschen höchsten Abscheu zu haben pflegen. Dahero gekommen / daß man ihn mit der Römer Göttern verglichen / und bald Jovem, bald Mercurium, bald Plutonem und auf andere Art mehr benehmset hat. Wann er um Hülffe angeruffen ward /erschien er als ein alter Reuter von vortrefflicher Grösse / mit einem weissen Schilde bewaffnet / aber einäugig; Wiewohl er niemahls ungebeten und von freyen Stücken kam / zuweilen mit grossen Geplerre und als mit Kriegs-Leuten umbgeben. Welches Gelegen heit gegeben / daß noch heutiges Tages die Schweden aus alter Gewohnheit / den mächtigen Tumult dieses Ungethümes / dem Odino zuschreiben / meinende Odinus ziehe daselbst einmahl fürüber. (e)


(e) Von dem Abgott Wodano, über dieses / was etwa kürtzlich nur erzehlen / Corvin. in Lexico, O laus M. de pop. Septent. l. 3. c. 3. Joh. Magnus Hist. Goth. l. 1. c. 9. p. 37. und anderswo mehr / kan man ausführliche Nachricht haben in Arnolds Altsächsischen Wochen- und Götzen-Bildern / c. 4. l. 3. Alexander Rossens unterschiedliche[11] Gottesdienste in der Welt. 5. Abth. am 260. Blat. Voss. de Orig. Idolol. l. 1. c. 37. p. 273. l. 2. c. 13. p. 374. Am allerbesten aber hat von ihme geschrieben. Joann. Scheffer in Upsal. antiqv. c. 7. p. 67. sqq. ingleichen in dem vorhergehenden Capitel.


Quelle:
[Meister, Johann Gottlieb:] M. Paul Hilschers Curiöse Gedancken von Wütenden Heere. Aus dem Lat. ins Teutsche übers. von M. M., Dresden, Leipzig 1702, S. 10-12.
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