Laetitia

[126] Mel. Vom hoh'n Olymp herab ward uns die Freude.


Was kümmern uns des Kaufmanns Waarenballen,

Sein Einmaleins, Credit und Geld?

Ein jeder zähl' und rechne nach Gefallen,

Nur laß' er uns was uns gefällt.

Wir wollen den Menschen wie Gott ihn erdacht,

Und nicht wie ihn Zählen und Rechnen gemacht.


Was kümmert uns das Wissen und das Können,

Gelehrter Kram und blauer Dunst?

Wir wollen jedem seine Gaben gönnen,

Nur bleib uns wahre Lebenskunst.

Wir wollen den Menschen wie Gott ihn schuf,

Und nicht wie ihn machte Talent und Beruf.[127]


Was kümmert uns der Geistlichen Gezänke

Um unser eignes Seelenheil?

Recht thue jeder, jeder Gutes denke,

Und laß uns unsern Himmelstheil.

Wir wollen den Menschen wie Gott ihn gemacht,

Und nicht wie sich's Geistliche haben gedacht.


Was kümmern uns die ernsten Kriegesheere?

Was Ehrenzeichen an der Brust?

Ein jeder diene gern' um Sold und Ehre,

Nur laß er uns in Friedenslust.

Wir wollen den Menschen wie Gott ihn gewollt,

Und nicht was er ward durch Dienen und Sold.


Was kümmern Würden uns, was Ständ' und Ränge?

Die Freud' ist Jeglichem gemein.

Im Reich des Becherklangs und der Gesänge

Soll nur der Frohste König sein.

Wir wollen den Menschen aus Gottes Hand,

Und nicht wie ihn machte der Rang und der Stand.[128]


Wir sind allhier vereint zu frohen Dingen,

Stoßt an! laßt uns den Bund erneu'n!

Wir wollen fröhlich trinken, fröhlich singen!

Wir wollen uns des Lebens freu'n!

Wir wollen nur fröhlich, nur Menschen sein –

Stoßt an! hoch lebe der frohe Verein!

Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Deutsche Lieder aus der Schweiz, Hildesheim/New York 1975, S. 126-129.
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