Die fremde Blume

[272] Fern aus der Heimath Land

Bin ich hieher verbannt –

Schmerzt mich so sehr.

Fremd ist mir Alles hier,

Alles so seltsam mir,

Traurig und leer.


Als ich daheim noch war,

Hatt' ich das ganze Jahr

Sommer zumal;

Kannte nicht kalte Zeit,

Stubenluft, Winterleid,

Sorgen und Qual.


Und in Verbannung noch

Grün' ich und blüh' ich doch

So wie vorher;

's Ist oft im Winter hier

Als ob es Frühling mir

Immer noch wär'.[272]


Denk' ich, o Heimath, dein,

Kenn' ich nicht Gram und Pein,

Kenn' ich nicht Schmerz.

Träum' ich von dir die Nacht,

Ist mir als Blüth' erwacht

Morgens das Herz.


Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Kinderlieder, Hildesheim/New York 1976, S. 272-273.
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