Ringeltanz

[95] Die Erste.


Die Wies' ist grün, die Blumen blüh'n,

Sie nicken und winken von ferne.

Wer pflückte nicht einen Strauß?

Wer wanderte heute nicht gerne

Hinaus, hinaus?


[95] Die Zweite.


Ich werde Blumen finden

Im Thal und auf den Höh'n,

Ich will von Blumen winden

Ein Kränzlein wunderschön.


Die Erste.


Die Wies' ist grün, die Blumen blüh'n,

Sie nicken und winken von ferne.

Wer pflückte nicht einen Strauß?

Wer wanderte heute nicht gerne

Hinaus, hinaus?


Die Dritte.


Ich weiß eine sonnige Stelle

Da drüben im Wald an der Quelle,

Da blühen so lieblich im Sonnenschein

Zeitlosen und Veilchen im trauten Verein.


Alle.


Wir wollen Blumen uns pflücken,

Mit Blumen das Haupt uns schmücken,

Und wenn die Vögel singen,

So wollen wir lustig sein,

So wollen wir tanzen und springen

Im Sonnenschein den Ringelreih'n!


Die Blumen.


Ihr, die ihr Blumen selber seid,

Laßt blühen uns im Thal!

Gönnt uns die kurze Fröhlichkeit,

Ihr blühet manche Frühlingszeit,

Wir blühen nur einmal.


[96] Die drei Ersten.


Ihr Blumen im Thal,

Blüht allzumal!

Wie wir uns freu'n am Sonnenschein,

So sollet ihr auch fröhlich sein!

Wir aber springen

Den Ringelreih'n,

Wir tanzen und singen,

Stimmt Alle mit ein!


Alle.


Ringel-Ringel-Rosenkranz!

Mach' 'n Tanz!

Herum, herum,

Im Kreise herum!

Setz' Dich nieder!

Kikeriki!


Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Kinderlieder, Hildesheim/New York 1976, S. 95-97.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Kinderlieder
Kinderlieder

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Ein Lustspiel in drei Aufzügen

Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Ein Lustspiel in drei Aufzügen

Der Teufel kommt auf die Erde weil die Hölle geputzt wird, er kauft junge Frauen, stiftet junge Männer zum Mord an und fällt auf eine mit Kondomen als Köder gefüllte Falle rein. Grabbes von ihm selbst als Gegenstück zu seinem nihilistischen Herzog von Gothland empfundenes Lustspiel widersetzt sich jeder konventionellen Schemeneinteilung. Es ist rüpelhafte Groteske, drastische Satire und komischer Scherz gleichermaßen.

58 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon