Vom Schlaraffenlande

[245] Kommt, wir wollen uns begeben

Jetzo ins Schlaraffenland!

Seht, da ist ein lustig Leben,

Und das Trauern unbekannt.

Seht, da läßt sich billig zechen

Und umsonst recht lustig sein:

Milch und Honig fließt in Bächen,

Aus den Felsen quillt der Wein.


Alle Speisen gut gerathen,

Und das Finden fällt nicht schwer.

Gäns' und Enten geh'n gebraten

Ueberall im Land umher.

Mit dem Messer auf dem Rücken

Läuft gebraten jedes Schwein.

O, wie ist es zum Entzücken!

Ei, wer möchte dort nicht sein![245]


Und von Kuchen, Butterwecken

Sind die Zweige voll und schwer;

Feigen wachsen in den Hecken,

Ananas im Busch umher.

Keiner darf sich müh'n und bücken,

Alles stellt von selbst sich ein.

O, wie ist es zum Entzücken!

Ei, wer möchte dort nicht sein!


Und die Straßen aller Orten,

Jeder Weg und jede Bahn

Sind gebaut aus Zuckertorten,

Und Bonbons und Marzipan.

Und von Brezeln sind die Brücken

Aufgeführt gar hübsch und fein.

O, wie ist es zum Entzücken!

Ei, wer möchte dort nicht sein!


Ja, das mag ein schönes Leben

Und ein herrlich Ländchen sein!

Mancher hat sich hinbegeben,

Aber Keiner kam hinein.

Ja, und habt ihr keine Flügel,

Nie gelangt ihr bis ans Thor,

Denn es liegt ein breiter Hügel

Ganz von Pflaumenmus davor.


Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Kinderlieder, Hildesheim/New York 1976, S. 245-246.
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