Die Patrioten

[81] Nunc patimur longae pacis mala.

Juvenalis 6, 291.


Ich saß in einer alten Schenke,

Verräuchert waren Tisch' und Bänke,

Kaum sah man Ohren, Aug' und Nase,

Ein jeder saß vor seinem Glase.


Und als sie so im Zwielichtscheine

Still saßen da bei ihrem Weine,

Da ward es Zwielicht auch in ihnen,

Daß sie sich selber hell erschienen.


Die Augen funkelten wie Blitze,

Sie rückten schnell von ihrem Sitze,

Sie wurden laut und immer lauter,

Vertrauter dann und noch vertrauter.


Wie sie aus voller Kehle sangen!

Und wie die Gläser hell erklangen!

»Gesegnet sei die gute Stunde!«

So scholl es laut aus jedem Munde.[82]


»Dem König Heil! Heil seinen Fahnen!

Heil seinen guten Unterthanen!

Heil seinen treuen braven Knechten,

Die für ihn sterben, für ihn fechten!«


Da gab es Witze, Scherz' und Schwänke,

Lebendig ward die ganze Schenke;

Sie wurden toll und immer toller,

Die Flaschen leer, die Köpfe voller.


Der eine fiel, der andre schwankte,

Der eine sank, der andre wankte,

Und hob sich einer auch mal wieder,

So fiel er mit dem andern nieder.


Und Wirth und Gäste, Tisch' und Bänke,

Und Flaschen, Gläser, Scherz' und Schwänke,

Wie lag's beisammen da so traulich,

Und wie gemüthlich und erbaulich!

Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Unpolitische Lieder von Hoffmann von Fallersleben, 1. + 2. Theil, 1. Theil, Hamburg 1841, S. 81-83.
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