[496] MELANIE erscheint auf der Terrasse. Sie geht über die Stufen rechts. Franz!
THEODOR erscheint.
MELANIE. Franz!
THEODOR. Sehr wohl!
MELANIE. Ich habe Sie hergerufen, weil Sie der einzige hier vom Personal sind, der mich kennt und den ich kenne!
THEODOR. Sehr wohl!
MELANIE. Ich fühle mich nicht ganz wohl, aber ich wünsche nicht, daß zu den Herrschaften darüber gesprochen wird!
THEODOR. Befehlen, daß in der Stille Abreise vorbereitet wird?
MELANIE. Das ist gewiß nicht notwendig. Es ist ein Zustand, der wechselt!
THEODOR. Befehlen, daß Doktor geholt wird?
MELANIE. Nein, ich möchte nur für alle Fälle meine Jungfer hier haben, verstehen Sie mich? Trachten Sie eine Verbindung mit Waldsee zu bekommen, ich werde selbst sprechen.
THEODOR. Verbindung kommt gewöhnlich, während Herrschaften bei Tisch sind. Dürfte ich vielleicht um Auftrag bitten?
MELANIE. Sie soll herkommen, mit dem Nachmittagszug[496] oder per Auto. Wie immer, ich will, daß sie um elf Uhr abends spätestens hier ist!
THEODOR. Ich werde mit allem Nachdruck so ausrichten.
MELANIE. Ich danke Ihnen, da ist eine Kleinigkeit für Ihre Mühe.
Sie reicht ihm eine zusammengefaltete Banknote, die sie aus einem Seitenfach der Mappe zieht.
THEODOR nimmt das Geld, indem er sich verneigt und Miene macht abzutreten.
MELANIE. Noch etwas!
THEODOR. Befehlen?
MELANIE. Es könnte sein, daß mir gegen Abend besser ist! Dann kann die Jungfer irgendwo im Hause untergebracht werden. Aber es könnte sehr leicht sein, daß mir ängstlich ist, verstehen Sie mich?
THEODOR. In diesem Falle müßte man im Toilettenzimmer neben Euer Gnaden eine Ottomane aufstellen.
MELANIE. Sehr gut! Aber ich möchte nicht, daß im Hause davon herumgeredet wird. Es ist ja für alle anderen uninteressant.
THEODOR. Ich werde alles persönlich in der Stille besorgen!
MELANIE nickt ihm zu und geht über die Terrasse ins Haus.
THEODOR. O nein, meine liebe Melanie, die Jungfer wird nicht herkommen, sondern du wirst abreisen, heute abend! So eine wie du, die werde ich doch noch mürbe kriegen! Du bist doch eine Gewöhnlichkeit! Dich schmeiß ich doch um mit dem ersten Anblasen. Er fährt nach seiner Westentasche. Ah, da habe ich ja Fieberthermometer bei der Hand, da kann ich deine Temperatur ablesen. Er hält die Banknote in der noch geschlossenen Hand empor, als wollte er zwischen den Fingern hineinblinzeln. Kenn ich dich vielleicht nicht? Für gewöhnlich bist du eine gewöhnliche Personnage. Aber wenn du eine Angst kriegst, dann schmeißt du um mit dem Geld, damit du dich herausziehst. Da werden wir sehen, ist es nur eine Zwanziger-Note, da müssen wir dich noch eine Weile hupfen lassen, da müssen deine Nerven noch ein paar Überraschungen erleben![497] Ist es ein Fünfziger, so ists Spiel schon halb gewonnen! Er öffnet ein wenig die Hand und blickt hinein. Was, ein Hunderter!? O du heiliger Stanislaus, du fährst heute ab, um neun Uhr fünfzehn! Über dich komm ich ja wie ein Wirbelwind! Tanzt ab.
Vorhang.
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