[495] Theodor erscheint wieder, kommt über die Treppe.
JAROMIR ratlos. Das Fräulein Marie will plötzlich abreisen. Sie ist ganz verstört durch eine Nachricht.
THEODOR. Sehr wohl! Ich habe schon demgemäß im Stall angeordnet. Er sieht sich um, ob Marie wirklich fort ist. Ich habe befohlen, Blumen in den Wagen zu legen, ein großes Bukett dunkelroter Rosen, so wie in früheren Zeiten. Sieht sich um. Ah, da hat sie ihre kleine Tasche vergessen!
Geht hin.
JAROMIR spricht für sich. Man bildet sich ein, von einer zu wissen, daß sie auch in der letzten Faser ihres Herzens keine Egoistin ist und einen nicht jeder Regung ihrer Laune oder ihrer schlechten Nerven aufopfert!
THEODOR rechts, indem er das Täschchen hält, für sich. In seiner ganzen Verlassenheit und Schwäche hat so ein Mädchen doch so eine heldenmütige Stärke –
JAROMIR ebenso. – und irgendein zufälliger Anstoß kommt und belehrt uns eines Besseren!
THEODOR ebenso. Da müßte man doch, wenn man ein Herz im Leibe hätte, jeden Seufzer und jede Träne sammeln in einem Körbchen aus Birkenrinde!
JAROMIR zu Theodor, in einem anderen Ton. Den Wagen haben Sie bestellt? Ja, warum denn alles so überstürzt? Warum denn alles in der Mama ihrem militärischen Tempo? Franz! Vielleicht wird doch das Fräulein ihre Abreise noch verschieben.[495]
THEODOR fast wie wenn er allein wäre. Die bleibt nicht mehr hier! Die habe ich demgemäß direkt in Gang gebracht!
JAROMIR. Wie, was sagen Sie?
THEODOR nimmt sich zusammen, kann aber seinen Triumph nicht ganz unterdrücken. Ich habe demgemäß die Abreise anbefohlen, wollt ich sagen, direkt im Stall anbefohlen, weil keine Aussicht war, das gnädige Fräulein durch meine noch so inständigen Zureden zurückzuhalten ... Geht schnell ins Haus ab mit dem Täschchen.
JAROMIR. Darüber könnte man melancholisch werden. Ab.
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