En passant

[387] Was soll uns heut lyrisches Mondscheingewimmer?

So seid doch endlich still davon!

Ihr ändert's ja doch nicht, die Zeit ist noch immer

Die alte Hure von Babylon!


Das Eisen der Kraft hat sie spielend zerbrochen,

Sie schnitzt sich Heroen aus jedem Wicht

Und saugt uns das Mark aus unsern Knochen

Mit ihrem weissen Sirenengesicht.


Die Flammen der Freiheit sind lange vergluthet,

Die Herzen schlagen, die Herzen schrein –

Eh der neue Messias sich verblutet,

O heilige Sintfluth, brich herein![387]


Quelle:
Arno Holz: Buch der Zeit. Berlin 21892, S. 387-388.
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